Diagnose Fehlgeburt - wie gehen Betroffene damit um und wie können sie unterstützt werden? Dieses Buch zeigt diverse Blickwinkel auf und gibt Impulse, die helfen, den eigenen Weg gehen zu können. Neben Gesprächen mit einer Trauerbegleiterin, einer Hebamme, einer Sternenkind-Bestatterin, Vätern und einem Arzt sollen Übungen, Tipps und Rituale für Anregung sorgen, mit dem eigenen Schmerz umzugehen. Kern des Buches sind aber die persönlichen Erfahrungen und Geschichten von Betroffenen, die ein vielfältiges Bild im Umgang mit einer Fehlgeburt zeichnen. Dabei kommen Themen wie stille Geburt, Abrasio, Tod bei Mehrlingsschwangerschaften und die Bewältigung der Situation als alleinstehende Frau zu Tage. Ein Buch, das fernab von Tabus neue Wege geht und auf versöhnende Weise die Heilung begleiten möchte.
Ein trauriges und zugleich heilsames Thema trägt das 369-seitige Buch von Anna Hubrich in sich. Die Autorin, selbst Sternenkindmutter, nähert sich dem sensiblen Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Als Gesundheitspädagogin gelingt ihr sowohl der objektive Blick als auch der systemische aus ihrer Coachingerfahrung. Nicht jedem von uns liegt der spirituelle Ansatz, es lohnt jedoch in jedem Fall, den Blick dahingehend zuzulassen – ändert es doch zumindest die Art der Wahrnehmung im nächsten Kontakt mit einer Familie, die ein Erlebnis dieser Art verarbeiten muss.
Mir hat am besten gefallen, von Geschichte zu Geschichte getragen zu werden, man kann loslassen im Denken, wird manchmal mitgenommen wie in einem Roman – das gibt den nötigen Abstand. Nah genug bleibt man jedoch schon deshalb, weil jedes Schicksal auch einen Namen bekommt. Der Interviewstil erleichterte mir den Einstieg, wenn ich das Buch zwischendurch weggelegt hatte. Das ist auch nötig, um einzelne Abschnitte sich innerlich setzen zu lassen. Der Umfang ist nicht unerheblich und für meinen Geschmack etwas zu groß.
Anna Hubrich ist eine aufmerksame Zuhörerin und kann das Gehörte umsetzen, das ist sehr angenehm und bringt Ruhe in das Buch. Wer mag, kann sich an den Übungen versuchen, Rituale ins eigene Repertoire zur Beratung aufnehmen oder einfach versuchen, die Fokussierungen der einzelnen Berufsgruppen nachzuvollziehen – alle relevanten kommen zu Wort.
Die Literaturliste umfasst stolze vier Seiten, hier wird man zum Thema in jede Richtung fündig.
Haptisch ist es ein schönes griffiges Buch mit einer gut lesbaren Schriftgröße und – für mich auch wichtig: Ein kleiner Verlag aus Sachsen-Anhalt hat es herausgegeben, der auf Themen rund um die Familie spezialisiert ist. Das erklärt sicher auch den doch recht hohen Preis.
Ich wünsche dem Buch die passenden LeserInnen, Familien, die Heilung erfahren können, aufmerksame Hebammen, die sich Anregungen holen für ihren beruflichen Alltag und vor allem: dass sich unser Blick und unser Wortschatz zum Thema Sternenkinder ändert.
DHZ 1/2021
Anna Hubrich, geboren 1964 in Neuburg, ist Mutter einer Tochter und begleitet seit vielen Jahren als zertifizierte Gesundheitspädagogin und Coach mit systemischer und spiritueller Ausrichtung Frauen und Familien. Durch ihre eigene Erfahrung als Sternenkindmutter öffneten sich ihr neue Wege der Unterstützung. Es ist ihr ein Anliegen, Frauen aus dem Tabu und dem Schmerz behutsam in ihre Kraft zu begleiten. Auch neue Ansätze, wie die Kommunikation mit den Seelen, die Arbeit mit dem weiblichen Schoßraum und Körper, die Kraft von Ritualen und Kreativität, vor allem aber der systemische Blick auf Trauma und Verlust prägen ihre Arbeit.
| Verlag: | fidibus Verlag |
|---|---|
| Bundtyp: | Paperback |
| Seiten: | 370 |
| Auflage: | 1. Auflage 2019 |
| ISBN: | 978-3-943411-36-2 |
