Ein Mutmach-Buch für ein Tabuthema: Mutig, schonungslos und ehrlich berichtet Luce Brett über ihr Inkontinenz- Leiden. Nach der Geburt ihres ersten Kindes glaubte sie, ihr Leben sei zu Ende – wurden Ängste und Scham - gefühle zu einem ständigen Begleiter. Warum um alles in der Welt war sie die mit Abstand jüngste Patientin im Wartezimmer der Inkontinenz-Sprechstunde? Mit ihrer sehr persönlichen Geschichte gibt sie Leidensgenossinnen eine Stimme.
Etwas ungewohnt von mir, mein Fazit dieses Mal gleich vorab: Ein Wahnsinnsbuch! Es gehört dringend in jede Hebammenbibliothek – nein, eigentlich in den Bücherfundus jeder Frau. Der Preis lädt dazu ein, es in mehreren Exemplaren vorrätig zu haben, um es zu verleihen, zu verschenken, »aus Versehen« liegen zu lassen. 368 Seiten Lachen und Weinen, Kopfschütteln und Kopfnicken, ich habe lange nicht so ein lebensnahes Buch verschlungen. Luce Brett geht gnadenlos ehrlich an ein Tabuthema heran, so direkt, dass es wehtut. Und dann kann man mit ihr gemeinsam lachen über die Unzulänglichkeiten des Lebens.
Jede Hebamme hat Kontakt mit dieser Thematik, uns ist sie am wenigsten fremd von allen Professionen. Und doch habe ich mich gefragt: Wie viele Frauen hatte ich den in den letzten Monaten oder Jahren, mit denen ich neben den üblichen Besprechungen zur Rückbildungsgymnastik intensiver zur Inkontinenz gesprochen habe? Das hat mich nachdenklich gemacht und zum Überdenken der Routinen gebracht. Wir warten meist, bis uns ein Problem geschildert wird. Aber genau das passiert oft nicht! Viel zu unangenehm ist die Geschichte, viel zu peinlich und stigmatisierend.
»Blasenschwäche betrifft 1 von 3 Menschen und ist weiter verbreitet als Heuschnupfen.« Das hat gesessen, ich habe es erst gar nicht gesehen auf der Rückseite. Und seither lassen mich diese Zahlen nicht mehr los. Allein mit Rückbildung ist dem Problem nicht zu begegnen. Aber eine gute Rückbildungsgymnastik ist sicher ein Baustein, den wir nicht vernachlässigen dürfen. In meinen Geburtsvorbereitungskursen habe ich mir bisher (zu) wenig Zeit genommen dafür – das wird sich jetzt ändern. Klar ist es ein Spagat, den Schwangeren einerseits keine Angst zu machen und andererseits die Wichtigkeit zu erklären. Aber wer Luce Bretts Buch gelesen hat, dem wird klar, dass wir an der Wahrheit nicht vorbeikommen! Sie beschreibt in eindrücklicher und klarer Sprache ihren Weg durch die Geburt, das schlimme Stigma der Inkontinenz und den langen schweren Weg heraus.
Das Buch macht Mut. Auch uns Hebammen, sich den Inhalten zu nähern, es anzusprechen beim geringsten Verdacht. Wir haben diese Verantwortung! Inhaltlich möchte ich gar nicht mehr »spoilern«. Lesen!!!
Verlag: | VAK |
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Bundtyp: | Kartoniert |
Format: | 21.5 x 15 |
Seiten: | 386 |
Auflage: | 1. Auflage |
ISBN: | 978-3-86731-250-9 |