Bei der postnatalen Erschöpfung handelt es sich nicht um eine vorübergehende Phase, sondern um einen echten Mangelzustand, der behandelt werden muss. Diese häufig als normale Begleiterscheinung abgetane Erschöpfung wird in diesem Buch aufmerksam beleuchtet. Es legt die Grundursachen offen und hilft Müttern Schritt für Schritt, ihre Energie und Gesundheit auf allen physischen und psychischen Ebenen wieder herzustellen und ihr echtes Selbstgefühl wieder zu erlangen.
Als Hebammen bewegt uns täglich die Gesundheit von Frauen vor und nach der Geburt. Besonders nach der Geburt beobachten wir nicht nur, wie das Neugeborene auf der Welt ankommt, sondern wachen auch darüber, dass es der Mutter körperlich und seelisch gut geht.
Eingebettet in diesen Kontext bildet das Krankheitsbild der Wochenbettdepression in der interdisziplinären Fachwelt einen feststehenden Begriff. Wir wissen, mit den Symptomen umzugehen. Dass daneben auch eine »Postpartale Erschöpfung« existiert, hat aus meiner Sicht medizinisch und gesellschaftlich kaum – bis keine – Präsenz. Umso lesenswerter und brisanter ist das erste Buch des australischen Arztes der Funktionellen Medizin Dr. Oscar Serrallach.
In seinen Ausführungen schafft er es, eine klare Trennung von der bekannten Wochenbettdepression zu skizzieren und gleichzeitig Zusammenhänge mit ihr aufzuzeigen. Serrallach kritisiert, dass Erschöpfungsmomente zunächst unter »Schwangerschaftsdemenz« – und später belächelt als »Stilldemenz« – abgetan werden. Frauen, vor allem des westlichen Kulturkreises, würden so nach der Geburt nicht die angemessene Fürsorge und medizinische Aufmerksamkeit bekommen. Sein erklärtes Ziel ist es, die Bedürfnisse von Müttern wieder in den Mittelpunkt zu stellen.
Ein sehr gelungenes Werk mit transparenten Quellen und wertvollen Denkanstößen! Für die Fachwelt ist es ebenso lesenswert wie für Mütter und ihre Familien. Außerdem: ein großartiger Appell an unser Gesundheitssystem und unsere gesellschaftlichen Strukturen, Frauen nach der Geburt im häuslichen Umfeld adäquat zu versorgen und ihnen die Unterstützung zuteilwerden zu lassen, die sie für ihre Gesundheit – und die ihrer Familien – benötigen.
DHZ 9/2019
Verlag: | VAK |
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Format: | 21,5 x 15,0 cm |
Seiten: | 368 |
Auflage: | 1. Auflage 2019 |
ISBN: | 9783867312196 |