Das Neue an diesem Buch ist die mutige Form, in dem geburtshilfliche Notfälle präsentiert werden: praxisbezogen und fallbasiert. Das Herausgeberteam hat Fachleute eingeladen, jeweils ein Notfallthema so aufzubereiten, dass die Fakten dazu in einen erzählten Fall eingebettet sind. Diese Geschichten lesen sich mal spannend, mal etwas konstruiert. Das Fachwissen über Ätiologie, Häufigkeit, Diagnostik und Therapie erscheint dann im Laufe des Textes an den passenden Stellen. Dies wird durch das Layout hervorgehoben. Das didaktische Prinzip, dass sich »lebendige Fälle« einfacher nachvollziehen lassen und Fachwissen sich im praktischen Kontext besser einprägt als beim Auswendiglernen ohne sinnhaften Zusammenhang, hat sich inzwischen in der Lehre verbreitet. Es ist konsequent, dies auch in einem Lehrbuch umzusetzen.
Es gibt jedoch auch ein paar Minuspunkte. Zum einen wird der Anspruch, die Fälle aus Sicht von ÄrztInnen, Hebammen und Gebärenden zu schildern, nicht bedient. Davon abgesehen, dass alle AutorInnen ÄrztInnen sind, werden keine qualitativen nachvollziehbaren Erkenntnisse der anderen Personengruppen einbezogen. Hier hätte die Chance bestanden, über das Thema psychische Belastung im geburtshilflichen Notfall oder die Vermeidung eines Geburtstraumas zu sensibilisieren. Auch Hinweise und Tipps für gelingende Kommunikation – sowohl mit der Frau, als auch interprofessionell – würden hier hineinpassen. Ein anderer Kritikpunkt ist der Schreibstil. In den meisten Kapiteln wirkt die Sprache unnötig paternalistisch, wenn die ÄrztInnen mit Dr. plus Nachname und die Gebärenden und Hebammen mit Frau beziehungsweise Hebamme plus Vornamen bezeichnet werden. Die Fantasie-Namen der Agierenden sowie die Details der Fallgeschichten selbst sind teilweise mit einem Humor konstruiert, der der einen oder anderen Leserin vielleicht nicht liegt (»Frau Dr. Kurz und Herr Dr. Lang«).
Fachlich sind die Kapitel aktuell und sehr gut aufbereitet. Eine Ausnahme ist die Interpretation des CTG: Wenn eine CTG-Abbildung mit »regelmäßigen, frühen, variablen mittelschweren bis schweren Dezelerationen« beschriftet ist, sucht die Leserin so eine Definition in internationalen Leitlinien vergeblich.
Das Layout wirkt teilweise unübersichtlich. Thematisch fehlt der Bereich Patientensicherheit. Insgesamt ist das Buch durchaus lehrreich. Es ist aktuell und macht komplexe Notfallthemen verstehbar.
DHZ 9/2018
Verlag: | Springer |
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Bundtyp: | Paperback |
Format: | 24,0 x 16,8 cm |
Seiten: | 383 |
Auflage: | 1. Auflage 2018 |
ISBN: | 978-3-6625-3872-2 |
Zusatzinfo: | Am Klinikalltag ausgerichtet. |
Abbildungen: | 58 |